Donnerstag, 31. Mai 2012

Die offene Linie



Das Schachbrett ist bekanntermaßen in 64 Felder aufgeteilt. Linien (senkrecht), Reihen (waagrecht) und Diagonalen (schräg) sind gedachte Verbindungen von Feldern von einem Brettrand zum  Anderen. Eine Linie bezeichnet man dann als offen, wenn auf ihr keine Bauern mehr vorhanden sind.

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Beispiel 1



In unserem Beispiel ist die d-Linie eine offene Linie. Man könnte eine offene Linie als eine Art Figurenpfad[1] bezeichnen. Auf diesem Pfad können Figuren von einer Brettseite zur Anderen gelangen, also beispielsweise in die gegnerische Stellung eindringen. Doch ist dieser Pfad für alle Figuren geeignet?


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Beispiel 2



Läufer und Springer sind keine Senkrechtgänger. Mit ihnen kann man eine offene Linie nicht ausnutzen.


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Das 5-Phasen-Modell

Die nächsten Beispiele verdeutlichen das typische Schema der Ausnutzung einer offenen Linie. Man unterscheiden folgende Phasen:

Phase 1: Das Öffnen der Linie.

Phase 2: Das Besetzen der offenen Linie mit Schwerfiguren.

Phase 3:Das Eindringen in die gegnerische Stellung - meistens in die 2. bzw. 7.Reihe  

Phase 4: Der Figurenschwenk von der Linie auf eine Reihe.

Phase 5: Das Ausbeuten der Reihe (geschieht oft durch Mattangriff).

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Beispiel 3



Als Senkrechtgänger sind Dame und Türme (Schwerfiguren) die geeigneten Figuren zur Benutung einer offenen Linie.

Phase 2: 
Besetzen der offenen Linie.
 1.Td1! Kf8
Der König kommt zu spät, um das folgende Eindringen des Turmes zu verhindern.


Phase 3: 
Das Eindringen in die gegnerische Stellung.
2.Td7 Tb8 3.Ke2 Ke8 

Phase 4: Wechseln von der Linie zur Reihe.
Phase 5: Ausbeutung der besetzten Reihe. Hier die Bindung von König und Turm an die Bauern f7 und b7. Weiß spielt mit einer Figur mehr, nämlich dem König!
4.Tc7±

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Beispiel 4:


Marco - Müller




 Keine offene Linie, doch hier gibt es den Aufrollpunkt b6. Weiß könnte nun mit axb6 die a-Linie öffnen.

 Phase 2: Besetzen der offenen Linie
1.Da1!
Bravo! Es besteht keine besondere Eile zur Öffnung der a-Linie. Erst einmal wird die dritte Schwerfigur auch noch in die a-Linie gebracht.

1...Tab8
1...bxa5? 2.Txa5 Tab8 3.Txa7++- ist indiskutabel.

Phase 1: Öffnen der Linie.
2.axb6


Phase 3: Der Turm dringt in die gegnerische Stellung ein.
2...axb6 3.Ta7+

Phase 4: Der eingedrungene Turm wechselt von der Linie auf die Reihe.
3...Kh8 4.Tc7


Phase 5: Ausbeutung der besetzten Reihe.
4...Ta8 5.Taa7 Txa7 6.Dxa7 Tb8 7.Th7+

Das Finale
7...Kg8 8.Th6 De8 9.Dh7+ Kf8 10.Txg6

1–0

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Beispiel 5:

Diese Stellung kam 1992 im Rückkampf zwischen Bobby Fischer und Boris Spasski in der ersten Partie auf das Brett. Weiß verfolgt die soeben gesehene Idee.

22.Ta3! Sdf6
Hier ist allerdings der Königsflügel eine noch bespielbare Fläche.

23.Tea1 23...Dd7 24.T1a2 Tfc8 25.Dc1 Lf8 26.Da1 De8



Weiß hat sich optimal in der a-Linie mit seinen Schwerfiguren postiert. Schwarz hat dies natürlich vorausgesehen und sich entsprechend dagegen gestellt. Der a-Turm muss diesmal nicht weichen.

27.Sf1!
Beginn eines genialen Manövers. Das Öffnen der a-Linie hätte nicht viel gebracht. 

27.axb5 axb5 28.Ta7 Txa7 29.Txa7 Ta8 (27...Le7 28.S1d2 Kg7 29.Sb1!)
Jetzt wird der weiße Plan klar: Öffnung der a-Linie, Abtausch der Schwerfiguren und dann mit Sa3 den b5-Bauer erobern.

29...Sxe4!
Schwarz opfert eine Figur für zwei Bauern. Angesichts des beschriebenen Planes ist das eine kluge Entscheidung!

29...Sd7 30.axb5 axb5 31.Txa8 Txa8 32.Txa8 Dxa8 33.Dxa8 Lxa8 34.Sa3+- 30.Lxe4²
Weiß gewann im 50. Zug. 1–0

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Beispiel 6

Spraggett – Marin, 1995
XABCDEFGHY
8-+-tr-+-+(
7+p+r+-mkp'
6p+-wq-zpp+&
5+-+P+-+-%
4-+-+RzP-+$
3+P+Q+-+P#
2-+-+-+P+"
1+-tR-+-+K!
xabcdefghy
Welche verheerende Wirkung zwei eingedrungene Türme auf der siebten/zweiten Reihe haben, soll dieses Beispiel verdeutlichen. Es ist die Phase 5: Beherrschung und Ausnutzung der Reihe.

33...Dxd5?!
Kann der Versuchung nicht widerstehen ¹33...h5=
34.Dxd5 Txd5 35.Te7+ Kg8 36.Tcc7
XABCDEFGHY
8-+-tr-+k+(
7+ptR-tR-+p'
6p+-+-zpp+&
5+-+r+-+-%
4-+-+-zP-+$
3+P+-+-+P#
2-+-+-+P+"
1+-+-+-+K!
xabcdefghy
Ein kurioses Bild! Schwarz besitzt einen Mehrbauer und befindet sich mit seinen Türmen in Phase 2. Die weißen Türme in Phase 5 geben Weiß dennoch einen deutlichen Vorteil.

36...Tb5?!
Deckt den falschen Bauern 36...Th5 37.Txb7²

37.Tg7+ Kh8 38.Txh7+ Kg8 39.Thg7+ Kh8 40.Txg6± Txb3 41.Tc5?
41.Txf6+-. Mehrbauer + Königsunsicherheit sollten hier sicher zum Sieg führen.

41....Kh7!²
Weiß gewann allerdings dennoch im 63. Zug. 1–0
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Beispiel 7:

Aljechin – Yates, 1922
XABCDEFGHY
8r+-+r+k+(
7+-tR-+-zp-'
6l+R+p+-zp&
5+-+psNp+P%
4p+-zP-mK-+$
3zPp+-zPPzP-#
2-zP-+-+-+"
1+-+-+-+-!
xabcdefghy
In diesem Beispiel hat Weiß wirklich eine fast optimale Aufstellung seiner Figuren erreicht. Schwarz hingegen hat sich gänzlich passiv zu verhalten. Unser besonderes Augenmerk gilt hier natürlich der einzigen offenen Linie. Weiß hat sie mit zwei Türmen besetzt (Phasen 1-3 sind erfüllt) und beherrscht sie sicher. Aber nun muss von der Linie auf die 7. Reihe gewechselt werden (Phase 4).

1.Tf7! Kh7
Schwarz kann mit keinem seiner Türme auf die c-Linie.
1...Tec8? 2.Te7 Txc6 3.Sxc6 Tc8 4.Txe6 Kf7 5.Td6+-;
1...Tac8 2.Txa6+-

2.Tcc7
Nun ist Phase 4 abgeschlossen.

2...Tg8 3.Sd7
Und sofort wird mit Phase 5 begonnen. Es droht nun Sf6+.

3...Kh8 4.Sf6!
Trotzdem!

4....Tgf8
XABCDEFGHY
8r+-+-tr-mk(
7+-tR-+Rzp-'
6l+-+psN-zp&
5+-+p+p+P%
4p+-zP-mK-+$
3zPp+-zPPzP-#
2-zP-+-+-+"
1+-+-+-+-!
xabcdefghy
5.Txg7!! Txf6 6.Ke5!
Phase 5  ist erfolgreich durchgeführt. 1–0

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Beispiel 8
Salwe - Rubinstein
XABCDEFGHY
8-mk-tr-+-+(
7+psn-+-+-'
6p+ptr-zp-+&
5zP-+-zp-zp-%
4-zPP+P+-zp$
3+-+-+P+-#
2-+R+NmKPzP"
1+-+-+R+-!
xabcdefghy
Hier sind die Phasen 1+2 schon abgeschlossen. Schwarz hat mit seinen Türmen die einzige offene Linie besetzt. Phase 3 (Das Eindringen in die gegnerische Stellung) lässt sich hier aber nicht so recht verwirklichen.

1...Se6!
Erst einmal nimmt  der Springer einen aktiveren Posten ein. Von hier aus droht er nach d4 oder f4 zu springen und bindet so den gegnerischen Springer an das Feld d2.

2.Tb1!
Ein sehr guter Zug! Einerseits droht Weiß nun selber mit b5 eine Linie zu öffnen, andererseits auch die wichtige 2. Reihe mit Tbb2 zu verteidigen. Schwarz muss nun sofort handeln.

2...Td2 3.Tbb2 Txc2 4.Txc2 Td3!
Wenn schon nicht die zweite, so wenigstens die dritte Reihe.

5.Tb2
Es drohte Tb3.

5...Kc7 6.c5?
Dies halte ich zumindest aus psychologischer Sicht für einen Fehler! Weiß beraubt sich der Möglichkeit, gelegentlich einmal mit b5 die b-Linie zu öffnen.

6...Kd7
Direkt 6...g4 7.fxg4 Sg5³ war etwas stärker.

7.g3
(7.h3 Ke7 8.Ke1 Sf4 9.Sxf4 exf4 10.Ke2 Te3+ 11.Kd1 Ke6µ 12.Kc1 Ke5 und der König dringt in die Stellung ein.)

7...hxg3+ 8.hxg3 g4!
Nun greift der schwarze Springer ins Spielgeschehen ein. Man beachte aber auch die Wirkung, des in die Stellung eingedrungenen Td3. Er fesselt den weißen Turm an den b-Bauer und nimmt dem König das wichtige Feld e3.

9.Sg1
(9.f4 exf4 10.gxf4 Sxf4 11.Sxf4 Tf3+ 12.Kg2 Txf4–+)

9...Sg5 10.Ke2 Ta3
Hält die Reihe. Im Grunde befinde wir uns nun in den Phasen 3+4.

11.f4 Sxe4 12.fxe5 fxe5 13.Kf1 Sxg3+ 14.Kg2 Sh5 15.Tf2
Endlich auch mal eine offene Linie.

15...Sf4+
Und schon wieder zu.

16.Kh1 Ta1
Phase 5: Mattangriff?
17.Td2+ Ke7  0–1

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Beispiel 9
Botvinnik – Boleslavsky, 1945
XABCDEFGHY
8-+-+-trk+(
7+p+-+pvl-'
6psnp+q+pzp&
5+-+-zp-+-%
4-zP-+P+-+$
3+PzP-sNNzP-#
2-+-wQ-zPP+"
1+-+R+-mK-!
xabcdefghy
Manchmal gestaltet sich der Übergang von Phase 3 zu Phase 4 etwas schwieriger. Weiß beherrscht hier die offene Linie, aber das Eindringen bereitet gewisse Probleme. Schwarz kontrolliert d7 und droht mit Lf6 und Td8 die weiße Kontrolle über die d-Linie aufzuheben.

26.c4!
(26.Dd6 Dxd6 27.Txd6 Tb8 28.c4 Kf8 29.c5 Ke7=. Der König kontrolliert nun das Einbruchsfeld d7 und irgendwann spielt Schwarz Td8 und tauscht den Turm ab.

26...Lf6 27.c5!
Nur mittels dieses energischen weißen Vorgehens kann der Vorteil der offenen d-Linie genutzt werden.

27...Sc8
Nun ist das Einbruchsfeld d7 freigeworden. 27...Td8? 28.Dxd8+! Lxd8 29.Txd8+ Kg7 30.cxb6+-. Der Turm in der schwarzen Stellung ist zu stark.

28.Dd7
Phase 3: Eindringen der Schwerfigur.

28...Dxb3 29.Dxb7
Phase 5: Ausnutzung der Reihe.

29...Lg5 30.Sxg5 hxg5 31.Dxa6 Se7 32.Db7+-
Weiß besitzt einen Mehrbauer und die Initiative. Er gewann im 46. Zug. 1–0
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Beispiel 10
Hübner – Karpow, Tilburg 1977
XABCDEFGHY
8r+r+-+-+(
7zp-+k+-vlp'
6-zp-+pzpp+&
5+-+n+-+-%
4-+-+-+-+$
3zP-+P+-zP-#
2-vL-sNPzPKzP"
1+-tR-+R+-!
xabcdefghy
Hier ist die Beherrschung der d-Linie auf überraschende Weise erreichbar.
1...Lh6! 2.e3
2.Tfd1 Txc1 3.Lxc1 Tc8µ mit Kontrolle der c-Linie.

2...Lxe3! 3.fxe3 Sxe3+ 4.Kf3 Sxf1 5.Sxf1 Txc1 6.Lxc1 Tc8
Phase 2: Besetzung der offenen Linie.

7.Lb2 Tc2
Phase 3: Eindringen in die Stellung.

8.Lxf6 Ta2
Phase 4: Der Figurenschwenk von der Linie auf eine Reihe.

9.Ke3 Txa3
Phase 5: Kontrolle und Ausnutzung der Reihe.
Schwarz gewann im 49. Zug. 0–1
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Beispiel 11
Der „Turmado“ als Sonderfall
XABCDEFGHY
8r+n+ntrk+(
7zp-+-+p+p'
6-wq-+-+pwQ&
5+-zp-zpN+-%
4-zpL+P+P+$
3+-+-+P+-#
2PzPP+-+-zP"
1+K+R+-+R!
xabcdefghy
Hier würde man wohl mit dem Eindringen des Turmes auf d7 rechnen. Aber es geschieht Überraschendes.
1.Td6!!
Phase 3: Der Turm dringt in die Stellung ein, allerdings auf ein dreifach gedecktes Feld. 1.Td7 gxf5 2.Dxf8+ Kxf8 3.Txf7+ Kg8 4.gxf5 Dh6 5.Tg1+ Kh8 6.Txa7 Df8 7.Tf7 Dh6 8.Ta7 führt nur zum Remis;
1.Se3!² wäre eine ruhige Alternative gewesen.

1...Dc7
1...Sexd6?? 2.Dg7#;
1...Scxd6?? 2.Se7+ Kh8 3.Dxf8#;
1...Dxd6 2.Sxd6 Sexd6 3.Ld5 Tb8 4.h4+-

2.Txg6+!
Phasen 4+5: Wechsel auf die Reihe und Ausnutzung der Reihe.

2...hxg6 3.Dxg6+ Kh8 4.Dh6+ Kg8 5.g5 Se7 6.g6! Sxg6 7.Dxg6+ Kh8 8.Dh6+ Kg8 9.Tg1+
Der Turm auf der zweiten offenen Linie entscheidet.

9...Sg7 10.Txg7# 
1–0






[1] Militärisch gesehen wäre dies vielleicht die Heerstrasse oder bei den Indianern der Kriegspfad gewesen.

Montag, 16. April 2012

Dame und Springer - ein starkes Duo beim Mattsetzen




Dame und Springer sind ein gutes Duo beim Mattsetzen, wie auch folgendes Beispiel eindrucksvoll demonstriert
http://www.chesspastebin.com/2012/04/16/bronstein-ciric-by-heinrich/


Auch im folgenden Beispiel spielte das Duo eine entscheidende Rolle
http://www.chesspastebin.com/2012/04/16/pachmann-eckert-by-heinrich/



Mit einem Räumungsopfer bringt Schwarz im nächstan Beispiel den Springer n die Königsnähe
http://www.chesspastebin.com/2012/04/16/werressow-botwinnik-by-heinrich/



Und hier kann man ja erst einmal selber Knobeln.. Wie versetzt Weiß dem Schwarzen einen entscheidenden Knockout?






Hier die Antwort:
http://www.chesspastebin.com/2012/04/16/tal-portisch-by-heinrich/


Donnerstag, 12. April 2012

Ein Läufer im Abseits und ein starkes Finale

Capablanca hatte eine sehr zweischneidige Strategie gewählt, als er sich entschied, den Damenflügel inclusive starken Freibauern seinem Gegner zu überllassen. Aber er setzte darauf, dass er für längere Zeit den schwarzen Läufer ins Abseits stellen konnte:

http://www.chesspastebin.com/2012/04/12/capablanca-bogoljubov-by-heinrich/


17 Züge später sehen wir, dass der schwarze Läufer immer noch nicht wieder richtig mitspielt, aber ein kaum noch zu stoppender a-Bauer die Partie zu entscheiden droht. Ist die weiße Strategie fehlgeschlagen?


Zum Glück hatte Weiß noch einen Trumpf, den er nun "erbarmungslos" ausspielte. Sein Freibauer auf der d-Linie bringt die Entscheidung:

http://www.chesspastebin.com/2012/04/12/capablanca-bogoljubov-by-heinrich-2/

Montag, 9. April 2012

Springeropfer zwecks Freilegung einer Diagonale

Läufer brauchen offene Diagonalen. In der folgenden Stellung bremst der blockierte Bauer auf e4 den Schaffensdrang des Lb1








Mittels Springer- und Bauernopfer öffnet Weiß diese wichtige Diagonale und unter der Wucht zweier Qualitätsopfer bricht die schwarze Festung zusammen:

http://www.chesspastebin.com/2012/04/10/naiditsch-zeller-by-heinrich/ 

Freitag, 6. April 2012

Die Horwitz- Läufer

Der Begriff Horwitzläufer geht auf Nimzowitsch zurück. In "Mein System" prägte diesen Begriff ( in Anlehnung an den Spieler Bernard Horwitz) für zwei nebeneinander postierte Läufer, die auf die gegnerische Rochadestellung gerichtet sind.







In der nachfolgendan sich hervorragend gespielten Partie versäumte Karpov im entscheidenden Moment die Horwitzläufer  mit Lc2!! in Position zu bringen:

                    http://www.chesspastebin.com/2012/04/06/karpov-seirawan-by-heinrich/

Donnerstag, 29. März 2012

Der isolierte d-Bauer - Eine Einführung

Der isolierte Bauer, besser bekannt als Isolani, kommt recht häufig in einer Schachpartie vor. Insbesondere in der d-Linie taucht er oft schon in der Eröffnungsphase oder aber kurz danach auf. Beispielsweise in der Tarrasch-verteidigung im Damengambit.

1.d4 d5 2. c4 e6 3. Sf3 c5!?





Diese frühe Attacke im Zentrum führt fast automatisch zu einer Isolanibildung im Zentrum.
 

4.cxd5 exd5 5.g3 Sc6 6.Lg2 Sf6 7.Sc3 Le7 8.0-0 0-0 9.Lg5 cxd4 10.Sxd4




Und da ist es passiert! Auf der d-Linie ist ein Isolani entstanden. Wie der Name schon sagt, ist der Bauer isoliert. Er erhält keine Unterstützung von eigenen Bauern auf den beiden Nachbarlinien. Weil die nämlich fehlen!

Das ein solcher vereinzelter Bauer zur Schwäche neigt, liegt auf der Hand. Aber sind Endspiele mit einem isolierten Bauern automatisch verloren? Und worin könnte die Kompensation für eine solche Schwäche bestehen? Zwei von vielen Fragen zu diesem Thema, die ich hier im blog beantworten möchte

Zum Nachspielen im PGN-Viewer
http://www.chesspastebin.com/2012/03/30/x-y-by-heinrich/


Montag, 19. März 2012

Ungleichfarbige Läufer und der Aufbau einer Diagonalbatterie

In der Partie Vogt-Bielczck (1977) kam es nach 19 Zügen zu folgender Stellung:
(Der Text ist in Überarbeitung)



Materiell steht die Partie ausgeglichen, aber die schwarze Königsstellung ist schon etwas beunruhigend. Ideal um den weißen ungleichfarbigen Läufer voll zur Wirkung zu bringen

20. Tf3! ( mit der Drohung Tc3!)  Le5 21. Td3! ( mit der Drohung Lb7+)

Mit diesem kleine Turmmanöver hat sich Weiß erst einmal der unangenehmen Fesselung auf der d-Linie entledigt

21. ... Td6 22. Lxf7!

Was hier wie das Fressen eines unnützen Bauern und Zeitverlust aussieht, sollte sich später noch als eine recht nützliche Maßnahme erweisen

22. ... Thd8 23. Bd5 Kb8 



Gut, Weiß ist nun einen Bauern im Vorteil. Aber ansonsten ist er noch nicht viel weitergekommen. Jetzt aber ist die Zeit gekommen seinen ungleichfarbigen Läufer als Unterstützer einzusetzen

24. g4!

Das macht den Rückweg für den Läufer frei.

24. ... h6 25. Lh1!!

Langsam wird der Plan klar. Weiß will eine stake Diagonalbatterie gegen den schwarzen König 
 aufbaueen

25. ... Ka7 26. Dg2 Dc7




Die weiße Diagonalbatterie stellt nun eine ständige Bedrohung für den schwarzen König dar. Aber noch ist die Partie nicht entschieden.

27. Tc1

Dieser etwas seltsam anmutende Turmzug zeigt die weiße Absicht an, zumindest einen Turm auf dem Brett zu lassen.

27. ... Td4 28. Txd4 Txd4 29. c3

Das Damenschach auf a8 würde im Moment noch nicht viel bringen

29. ... Td8




Entscheidend wird nun sein, inwieweit Weiß in der Lage sein wird seinen Turm ins Spiel zu bringen. Nebenbei sei erwähnt, dass Schwarz keine Aussicht auf ein Gegenspiel hat. Die dame wird als Verteidiger gebraucht, und Turm und Läufer alleine haben zu wenig Kraft.

30. De4!

Beginn eines originellen, aber logischen Planes. 

30. ... Db6 31. Lf3!

Nun ist das Feld h1 frei für den Turm

31. ... a5 32. Th1

Langsam wird es ernst für Schwarz. Wenn der Turm auf der 7. oder 8.Reihe ins Geschehen eingreifen sollte, wird es schnell aus sein.

32. ... b4 33. c4 b3 34. a3 a4



Zwar ist es gelungen, den schwarzen König etwas einzuengen und ein Grundreihenmatt als Möglichkeit sich offenzuhalten, aber es ist zu wenig.

35. g5!

Der Bauer ist tabu! 35. ... fxg5 würde den Le5 losten und 35. ... hxg5 nach 36. Th7+ Ka6 37. c5! Db5 38. Le2! schnell zur Entscheidung führen

35. ... Lxb2

Das ist schon Verzweiflung und der Versuch, im Trüben zu fischen. Aber Weiß lässt nichts mehr anbrennen

36. c5! Db5 37. Kxb2



Das Einfachste! Weiß hat nun eine Figur mehr und seine Diagonalbatterie steht immer noch. Nach einigen weitern Zügen gab Schwarz die hoffnungslose Stellung auf

                                                              1-0

Edit:
Mittlerweile hat es bei einer Veröffentlichung auf schachfeld.de eine erstaunliche Verbesserung für Schwarz ergeben:
 Auf 25. Lh1 konnte Schwarz das phantastische 25. ... Dd4!! (Mattdrohung auf b2) spielen



26. Txd4 ( 26. c3? Dxd3) Txd4 27. Dxd4 (Was sonst?)  Txd4 28. Txd4 Lxd4 




ist wegen der ungleichfarbigen Läufer eine Remisstellung

Auch 26. Dc1 Df4 ( oder Dxg4) dürften wohl zu einem Remis führen.




Mittwoch, 14. März 2012

Ein starker ungleichfarbiger Läufer!

In der nachfolgenden Partie demonstrierte GM Taimanov meisterhaft, wie man den eigenen ungleichfarbigen Läufer in Szene setzt

Taimanov-Averbach
(Neuhausen 1953)


Weiß möchte natürlich  mittels des Lb2 und der Dh6 Matt auf g7 drohen. Aber noch steht der Bauer auf f6 dem Läufer im Wege

27. d7!

Ansonsten könnte Schwarz mittels Dd7 und e5 ( Läuferbarriere und Ausblick Dg4) auf Gegenspiel hoffen

27. ... Lc6 28. h4!

Sehr schön gespielt. Der g6-Bauer soll weggesprengt werden, so dass die Dame Kontakt zum f6-Bauern aufnehmen kann.

28. ...  Lxd7

An diesem Bauerngewinn wird Schwarz nicht viel Freude haben. Seine Figuren sind in die Defensive gedrängt

29. h5 gxh5 30. e4! 

Bereitet ein Td3 - Tg4 Manöver vor

30. ...e5






31. f4!

Das typische Verfahren, um die gerade aufgerichtete Läuferbarriere aufzubrechen. Weiß will nicht von seiner Mattidee auf g7 lassen

31. ... exf4 32. Td6!

Nun ist der f6-Bauer nicht mehr zu halten. Außerdem droht auch die Verdoppelung in der d.Linie

32. ... De8 33. Lxf6

Nun ist das Hindernis beseitigt. Der Läufer entfaltet nun seine volle Wirkung

33. ... Tf7 34. Td5!





Angesichts des drohenden Tg5+ warf hier Schwarz das Handtuch. Gegen das schwarzfeldrige Mattnetz ist nicht  mehr viel zu machen

1-0


Montag, 12. März 2012

Ein Figurenopfer zur Erzeugung eines starken Bauernzentrums




Im folgenden Beispiel sehen wir, dass es sich offensichtlich um ein schon längst bekanntes Vorgehen handelt. GM Bronstein, ehemals Vizeweltmeister, opfert schon gleich in der Eröffnung eine Figur. Als Gegenwert erhält er zwei verbundene Freibauern im Zentrum

Bronstein - Rojahn
(Schacholympiade 1956)



1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lc4 Sf6 4. Sg5 d5 5. exd5 Sa5 6. d3


Dies ist eine Variante im Zweispringerspiel, wobei heutzutage meist schärfer mit 6. Lb5+ fortgesetzt wird.

6. ... h6 7. Sf3 e4!?




8. dxe4!!?

Und da ist es schon soweit! Weiß opfert eine Figur für zwei verbundene Freibauern im Zentrum. Nicht unerwähnt aber soll bleiben, dass 8. De2 hier der am meisten gespielte Zug ist!


8. ... Sxc4 9. Dd4 Sb6 10. c4





Weiß hat ein gewaltiges Bauernzentrum errichtet. Aber eben auf Kosten einer Figur. Und zu diesem Zeitpunkt ist keineswegs klar, was nun schwerer wiegt

10. ... c5?!
Vielleicht schon ein spielentscheidender Fehler. Denn damit wird der d-Bauer zum Freibauern und das schwarze Figurenspiel ins Stocken. An dieser Stelle wurde auch schon 10. ... Lb4+ mit zwei Schwarzsiegen gespielt.

11. Dd3 Lg4 12. Sbd2 Le7 13. 0-0 0-0





Die entscheidende Frage wird nun sein:

Gelingt es Weiss mithilfe des starken Bauernzentrums das schwarze Figurenspiel zu hemmen, zu behindern oder gar lahmzulegen?


14. Se5 Lh5 15. b3 Sbd7 16. Lb2 Sxe5 17. Lxe5 Sd7 18. Lc3 Lf6



Grundsätzlich gesehen ist es aus schwarzer Sicht gar nicht falsch, angesichts des weißen Raumvorteils Figurentäusche anzustreben.

Aber es wird nicht helfen, da der verbleibende weißfeldrige Läufer zum Statisten degradiert werden wird
.

19. Tae1! Lxc3 20. Dxc3 Df6 21. e5!


Die Dame wird vielleicht noch für einen späteren Mattangriff gebraucht

21. ... Df5 22.f4





Weiß spielt weiter raumgreifend. Dagegen wirkt das schwarze Figurenspiel weiter unkoordiniert. Ein echtes Gegenspiel ist nicht erkennbar

22. ... Lg6 23. Se4 Tb8!?
Deutet sich da doch etwas Gegenspiel auf der b-Linie an?

24. Df3!
Jetzt droht g4
 

24. ... Lh7
Spätestens jetzt ist klar, dass Schwarz sich in der Defensive befindet. Das naheliegende 24. ...h5 wäre allerdings kaum besser gewesen. Nach 25. Sd6! Dg4 26. Dxg4 hxg4 27. f5! Lh7 28. e6!






droht auch der Gau!

25. g4!
Nun ist die Lawine losgetreten. Rette sich, wer kann!

25. ... Dg6 26. f5 Db6




Die Hilflosigkeit der schwarzen Figuren ist augenscheinlich.

27. Dg3 f6?
Danach schnellen die Rechnerbewertungen in die Höhe. Nach 27. ... Tbe8 hätten sie dem Schwarzen noch gewisse Überlebenschancen zugebilligt.
Ich persönlich glaube aber auch dann nicht daran. Lässt man den
FettRechner weiterechnen, scheint sich das auch zu bestätigen: 28. e6 fxe6 29. dxe6 Sf6 30. Sxf6 gxf6 ( 30. ...Txf6 31. Td1!) 31. De3!








Allein der "lebendig begrabene" Lh7 spricht schon Bände. Und der Bauer auf h6 ist wohl verloren (Tf3+Th3)

28. e6
Der Lh7 ist nun, so wie in der gerade gezeigten Nebenvariante, "lebendig begraben"!

28. ... Se5 29. h4!

Nun droht eine zweite Front. Der Durchbruch g5 mit einem Mattangriff ligt in der Luft.

29. ... Kh8 30. g5! Tbc8 31. Kh1 Dd8 32. g6?!






Hier hätte Weiss die Partie schneller entscheiden können. 32. gxh6 gxh6 33. Sxf6! (Entwurzelung des e5)


32. ... Lxg6 ( 32. ... Lg8 33. d6! +-) 33. fxg6


Die Partie ist entschieden. Schwarz könnte hier auch getrost aufgeben.

33. ...b5
Das schwarze Gegenspiel kommt zu spät

34. d6!
Die beiden verbundenen Freibauern kosten eine weitere Figur

34. ... Db6 35. d7 Sxd7 36. exd7 Tcd8



37. Sxf6!!

Ein nicht unbedingt notwendiges Opfer, aber ein würdiger Abschluss einer hervorragend gespielten Partie!

37. ... Dc6 + ( 37. ... Txf6 38 Txf6 Dxf6 39. Te8+) 38. Dg2!

Schwarz wollte sich nicht noch 38. ...Dxg2 39. Kxg2 gxf6 40. Te7! zeigen lassen und gab auf

1-0






Sonntag, 11. März 2012

Bauernopfer zwecks Eroberung einer Linie

In der folgenden Stellung opferte Weiß einen Bauern, um die Kontrolle über die d-Linie zu bekommen




19. d6! Lxd6


Hier mü´te man wohl noch untersuchen, was zum Beispiel nach 19. ...De6 passieren würde. Schwarz ist ja nicht zur Annahme des Bauernopfers verpflichtet

20. Sxd6 Txd6 21. Txd6 Dxd6 22. Td1 De6 





Der Versuch die d-Linie mit 22. ... De7 zu halten, hätte nach 23. Dg4 Td8 24. Txd8 Dxd8 25. Lxe5 zum Rückgewinn des Bauern in besserer Stellung geführt. 

Nun würde 23. Dd3 zur Eroberung der d-Linie reichen. Aber Weiß spielte

23. Dg4! 

Es wird die Dame attackiert, die das wichtige Einbruchsfeld d7 kontrolliert 

23. ... f5 

Wie in "Vom Aufbrechen einer Läuferbarriere" http://figurenspiel.blogspot.com/2012/03/vom-aufbrechen-einer-lauferbarriere.html 
schon gezeigt wurde , hülfe 23. ... Dxg4 auch nicht

24. Dc4!

Es geht immer noch um das Einbruchsfeld d7 

24. ... Dxc4 25. bxc4 



Nun hat Schwarz die zweifelhafte Wahl , den Turm nach 25. ...Te8 26. Td7 auf der 7. Reihe walten zu lassen, oder aber nach 25. ... Tf8 ( um sich Td7 mit tf7 entgegenzustellen) 26. Lxe5 den Bauern in schlechterer Stellung zurückzugeben- 

 Das Bauernopfer hat Frucht gebracht!



Samstag, 10. März 2012

Vom Aufbrechen einer Läuferbarriere



Mancher mag sich vielleicht etwas irritiert fragen: „Eine Läuferbarriere? Was ist denn das?“ Zur Aufklärung soll das folgende Diagramm dienen: 




Die weiße Läufer trifft hier auf eine e5- f7 Bauernbarriere. Sie schränkt ihn erheblich in seiner Wirkungsweise ein. Natürlich könnte der Läufer auf eineandere Diagonale wechseln, aber vielleicht sollte er ja gerade hier aktiv werden. Dazu ist allerdings das Aufbrechen der Barriere notwendig.

Und wie geschieht das? Ganz einfach mittels f4 und g5! Am Ende wird die
Diagonale offen sein. Ein recht eindrucksvolles Beispiel dazu bildet das folgende Partiefragment:





Weiß ist einen Bauern im Nachteil, besitzt aber das bessere Figurenspiel

1. Dg4!
Weiß will die stärkste schwarze Figur abtauschen. Danach wird die Kontrolle
über das Feld d7 verloren gehen

1. ...Dxg4
Die Alternative 1. ... f5 2. Dc4! Dxc4 3. bxc4 e4 (3. …Tf8 Lxe5) 4. Td7! wäre
noch schlechter

2. hxg4 f6 3. Td7! Tb8



Zwar hat Weiß seinen materiellenVorteil wahren können, aber mit dem eingedrungenen Turm auf d7 ist seine Stellung alles Andere als angenehm.Aber wie kommt Weiß nun weiter?


Klar. Mit einer Verbesserung seines Läufers! Viele würden deshalb hier 4. La3 spielen. Aber nach 4. ...Sc8 erweist sich die schwarze Stellung als erstaunlich widerstandsfähig. Deshalb ist der Königsweg hier

4. f4!
Das Aufbrechen der Läuferbarriere!

4. ... exf4 5. exf4 h6


 
6.g5!
Weiß lässt sich nicht beim Aufbrechen der Läuferdiagonalen aufhalten

6. ... hxg5 7. fxg5 c5 8. gxf6 gxf6 9. Lxf6 Sc6




Der weiße Vorteil steht wegen des besseren Figurenspiels und dem Freibauern in der g-Linie außer Zweifel.
 



Ein zweites Beispiel

Donnerstag, 8. März 2012

Ausgekontert auf den weißen Feldern!




In der folgenden Partie startete der Weißspieler einen fulminanten Angriff am Königsflügel, ohne dabei auf irgendwelche sonstigen Nachteile Rücksicht zu nehmen. 

Euwe, der Exweltmeister, blieb als Schwarzspieler bemerkenswert besonnen und umsichtig. Anstatt panikartig die Barrikaden am Königsflügel zu erhöhen, verhielt er sich nach Nimzowitschs Rat:
„Wenn dein Gegner einen Flügelangriff startet, antworte im Zentrum!“

Geller- Euwe

(Zürich 1953)


1.d4 Sf6 2. c4 e6 3. Sc3 Lb4 4. a3 Lxc3 5. bxc3 c5 6. e3 b6 

     




Das klassische Thema im Nimzoinder. Weiß besitzt das Läuferpaar, hat aber eine leicht lädierte Bauernstruktur (Doppelbauer)
7. Ld3 Lb7 8. f3 Sc6 9. Se2 0-0 10. 0-0 Sa5


Schwarz attackiert direkt  den schwachen c4-Bauern. Weiß geht in der Mitte vor

11. e4
Nun droht 12. Lg5 und 13.e5. 


11. ... Se8!






Ohne diesen Zug geht es nicht für Schwarz. Die Fesselung durch Lg5 ist  unbedingt zu vermeiden. Außerdem kann der Bauernvorstoss f4 gegebenfalls mit f5 beantwortet werden.

12. Sg3 cxd4! 13. cxd4 Tc8
Nun gerät der c4-Bauer voll unter Attacke. Er ist kaum noch zu retten, da er auch noch mit La6 und Sd6 angegriffen werden kann. Deshalb bricht nun Weiß alle Brücken hinter sich ab und greift nun am Königsflügel an

14. f4! Sxc4 15.f5! f6 
Den weißen Bauer lässt Schwarz natürlich nicht bis nach f6 kommen. 

16. Tf4!



Weiß gibt richtig Vollgas. Der Turm soll auf der h-Linie Unheil stiften. Aber Schwarz erstarrt nicht wie das Kaninchen vor der Schlange ...

16. ... b5!
... und räumt erst einmal das Feld b6 für die Dame.

17. Th4 Db6 18. e5!  


Ab jetzt geht es Schlag auf Schlag!

18. ... Sxe5 19. fxe6 Sxd3 20. Dd3 Dxe6!



Die Dame aktiv zu stellen ist Schwarz wichtiger als den Einschlag auf h7 zu verhindern

21. Dxh7 Kf7 22. Lh6
Das ist sicherlich der Kulminationspunkt der Partie. Der schwarze König befindet sich in bedenklicher Nähe zu den auf g- und h-Linie versammelten weißen Figuren. Wie nun ein Gegenspiel organisieren? Wenn nur der Turm nach c2 käme ...

22. ... Th8!!


 Ein geistreiches Opfer! Der Turm wird nicht unbedingt in der Verteidigung benötigt und gelänge voerst sowieso nicht in den Angriff. Also warum ihn nicht geben, um die weißen Dame von der Kontrolle des Feldes c2 abzulenken.

23. Dxh8 Tc2! 24. Tc1?
Plötzlich unter Druck geraten, findet Weiß nicht den einzig richtigen Zug. Nach 24. d5! Lxd5 25. Td1 Tg2+ 26. Kf1 gxh6 27. Dxh6! hätte er im Spiel bleiben können. Jetzt gehen schnell die Lichter aus!

24. ... Txg2 25. Kf1 Db3! 
jetzt droht tödlich Df3

26. Ke1 Df3!


Da Weiß nicht mehr aus dem Mattnetz herauskommt, gab er hier auf. Eine Glanzleistung Euwes
0 -1