Montag, 12. März 2012

Ein Figurenopfer zur Erzeugung eines starken Bauernzentrums




Im folgenden Beispiel sehen wir, dass es sich offensichtlich um ein schon längst bekanntes Vorgehen handelt. GM Bronstein, ehemals Vizeweltmeister, opfert schon gleich in der Eröffnung eine Figur. Als Gegenwert erhält er zwei verbundene Freibauern im Zentrum

Bronstein - Rojahn
(Schacholympiade 1956)



1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lc4 Sf6 4. Sg5 d5 5. exd5 Sa5 6. d3


Dies ist eine Variante im Zweispringerspiel, wobei heutzutage meist schärfer mit 6. Lb5+ fortgesetzt wird.

6. ... h6 7. Sf3 e4!?




8. dxe4!!?

Und da ist es schon soweit! Weiß opfert eine Figur für zwei verbundene Freibauern im Zentrum. Nicht unerwähnt aber soll bleiben, dass 8. De2 hier der am meisten gespielte Zug ist!


8. ... Sxc4 9. Dd4 Sb6 10. c4





Weiß hat ein gewaltiges Bauernzentrum errichtet. Aber eben auf Kosten einer Figur. Und zu diesem Zeitpunkt ist keineswegs klar, was nun schwerer wiegt

10. ... c5?!
Vielleicht schon ein spielentscheidender Fehler. Denn damit wird der d-Bauer zum Freibauern und das schwarze Figurenspiel ins Stocken. An dieser Stelle wurde auch schon 10. ... Lb4+ mit zwei Schwarzsiegen gespielt.

11. Dd3 Lg4 12. Sbd2 Le7 13. 0-0 0-0





Die entscheidende Frage wird nun sein:

Gelingt es Weiss mithilfe des starken Bauernzentrums das schwarze Figurenspiel zu hemmen, zu behindern oder gar lahmzulegen?


14. Se5 Lh5 15. b3 Sbd7 16. Lb2 Sxe5 17. Lxe5 Sd7 18. Lc3 Lf6



Grundsätzlich gesehen ist es aus schwarzer Sicht gar nicht falsch, angesichts des weißen Raumvorteils Figurentäusche anzustreben.

Aber es wird nicht helfen, da der verbleibende weißfeldrige Läufer zum Statisten degradiert werden wird
.

19. Tae1! Lxc3 20. Dxc3 Df6 21. e5!


Die Dame wird vielleicht noch für einen späteren Mattangriff gebraucht

21. ... Df5 22.f4





Weiß spielt weiter raumgreifend. Dagegen wirkt das schwarze Figurenspiel weiter unkoordiniert. Ein echtes Gegenspiel ist nicht erkennbar

22. ... Lg6 23. Se4 Tb8!?
Deutet sich da doch etwas Gegenspiel auf der b-Linie an?

24. Df3!
Jetzt droht g4
 

24. ... Lh7
Spätestens jetzt ist klar, dass Schwarz sich in der Defensive befindet. Das naheliegende 24. ...h5 wäre allerdings kaum besser gewesen. Nach 25. Sd6! Dg4 26. Dxg4 hxg4 27. f5! Lh7 28. e6!






droht auch der Gau!

25. g4!
Nun ist die Lawine losgetreten. Rette sich, wer kann!

25. ... Dg6 26. f5 Db6




Die Hilflosigkeit der schwarzen Figuren ist augenscheinlich.

27. Dg3 f6?
Danach schnellen die Rechnerbewertungen in die Höhe. Nach 27. ... Tbe8 hätten sie dem Schwarzen noch gewisse Überlebenschancen zugebilligt.
Ich persönlich glaube aber auch dann nicht daran. Lässt man den
FettRechner weiterechnen, scheint sich das auch zu bestätigen: 28. e6 fxe6 29. dxe6 Sf6 30. Sxf6 gxf6 ( 30. ...Txf6 31. Td1!) 31. De3!








Allein der "lebendig begrabene" Lh7 spricht schon Bände. Und der Bauer auf h6 ist wohl verloren (Tf3+Th3)

28. e6
Der Lh7 ist nun, so wie in der gerade gezeigten Nebenvariante, "lebendig begraben"!

28. ... Se5 29. h4!

Nun droht eine zweite Front. Der Durchbruch g5 mit einem Mattangriff ligt in der Luft.

29. ... Kh8 30. g5! Tbc8 31. Kh1 Dd8 32. g6?!






Hier hätte Weiss die Partie schneller entscheiden können. 32. gxh6 gxh6 33. Sxf6! (Entwurzelung des e5)


32. ... Lxg6 ( 32. ... Lg8 33. d6! +-) 33. fxg6


Die Partie ist entschieden. Schwarz könnte hier auch getrost aufgeben.

33. ...b5
Das schwarze Gegenspiel kommt zu spät

34. d6!
Die beiden verbundenen Freibauern kosten eine weitere Figur

34. ... Db6 35. d7 Sxd7 36. exd7 Tcd8



37. Sxf6!!

Ein nicht unbedingt notwendiges Opfer, aber ein würdiger Abschluss einer hervorragend gespielten Partie!

37. ... Dc6 + ( 37. ... Txf6 38 Txf6 Dxf6 39. Te8+) 38. Dg2!

Schwarz wollte sich nicht noch 38. ...Dxg2 39. Kxg2 gxf6 40. Te7! zeigen lassen und gab auf

1-0






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